Kaiserschnitt: Pro- und Contra

Über Pro- und Contra des Kaiserschnitts wird viel und intensiv diskutiert. Die Argumente sind zum Teil auch ideologisch gefärbt. Für angehende Eltern ist es sicherlich ratsam, sich gut zu informieren. Die Entscheidung für einen Wunschkaiserschnitt liegt letztlich bei Ihnen.

Befürworter der natürlichen Geburt weisen darauf hin, dass:

  • ein Kaiserschnitt eine erhebliche Bauchoperation darstellt,
  • diese auch mit gewissen Operations-Risiken verbunden ist (Verletzungen innerer Organe, Infektionen, Thrombosen, Narbenbildung, Wundheilungsstörungen usw.),
  • mehr Schmerzen nach der Geburt mit sich bringt,
  • zu einem längeren Spitalaufenthalt führt,
  • Konsequenzen für Folgeschwangerschaften wahrscheinlich sind (erhöhtes Risiko für Gebärmutterriss, Plazentaprobleme, Folgegeburten somit meist erneut per Kaiserschnitt),
  • das Geburtserlebnis für Mutter und Kind - welches emotionale und physische (hormonelle) Aspekte hat - verändert wird,
  • vor allem bei frühen Kaiserschnitten das Risiko für Atemprobleme beim Kind steigt und
  • Kaiserschnittkinder möglicherweise ein höheres Risiko für Übergewicht, Allergien und Asthma haben.

Unbestritten ist, dass der Kaiserschnitt bei erheblichen vorbestehenden Geburtsrisiken (problematische Kindslage, zu enges mütterliches Becken, Gebärmutterriss, von der Plazenta versperrter Geburtsweg usw.) oder spontan auftretenden Geburtsproblemen ein Segen für Mutter und Kind darstellt. Aber auch Mütter mit risikoarmen Geburtssituationen sehen zum Teil Vorteile in einem «Wunschkaiserschnitt». Dazu gehören:

  • Planbarkeit und Verringerung der mütterlichen Ängste vor der Geburt
  • weniger Schmerzen im Scheiden-Dammbereich (Schnitt- oder Rissverletzungen)
  • weniger Probleme mit der Nachgeburt (Plazentaretention)
  • geringeres Risiko für Harninkontinenz
  • geringeres Risiko für Gebärmutter-Scheidensenkung

Häufigkeit von Kaiserschnitten in Schweizer Spitälern

Zu beobachten ist ein deutlicher Stadt-Land Unterschied: Mütter aus städtischen Regionen möchten häufiger Kaiserschnitt-Geburten. Bei Mehrlings-Schwangerschaften und bei Müttern in höherem Alter ist der Wunsch nach einer Kaiserschnittgeburt ebenfalls häufiger, ebenso bei Müttern mit Zusatzversicherung.

Im Schnitt kommen in Schweizer Spitälern rund ein Drittel der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt; Zum Vergleich: in Finnland sind es lediglich 16%, in der Türkei jedoch über 50%.

Bei den 92 Schweizer Spitäler und Kliniken, die überhaupt Kaiserschnitte anbieten, gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich der spitalspezifischen Kaiserschnitt-Raten. Die Schwankungsbreite reicht von 18% (Spital Thusis) bis zu 57% (Klinik Hirslanden Zürich). Die Gründe dafür sind nicht vollständig geklärt. Es ist denkbar, dass sich Mütter, die einen Wunschkaiserschnitt anstreben, eher an bestimmte Klinken (z.B. Privatkliniken) wenden. Ob ökonomische Interessen der Spitäler ebenfalls einen Einfluss haben wird oft diskutiert, ist letztlich aber nicht objektivierbar. Als Mutter haben Sie auf jeden Fall Anrecht auf eine sachliche und neutrale Beratung. Falls Sie den Eindruck haben, dass die Ihnen gegebenen Informationen durch wirtschaftliche Motive gefärbt sind, ist allenfalls das Einholen einer Zweitmeinung sinnvoll.

Kaiserschnittraten in Schweizer SpitälernQuelle: Bundesamt für Gesundheit, Jahr 2020 Verein Spitalvergleich Schweiz Kaiserschnittraten in Schweizer Spitälern Quelle: Bundesamt für Gesundheit, Jahr 2020 Spital Thusis18%Regionalspital Surselva, Ilanz20%HIB - Payerne22%Hôpital du Jura - Delémont23%Spitalzentrum Biel23%Kantonsspital Obwalden, Sarnen23%Spital Herisau23%Spital Heiden23%Kantonsspital Frauenfeld23%Hôpital du Jura bernois SA - St-Imier24%
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Vergleichen Sie ausserdem: Kaiserschnitt-Raten bei risikoarmen Geburtssituationen.

Kosten-Übernahme bei Kaiserschnitt (Krankenkasse)

Die Finanzierung von Wunschkaiserschnitten durch die Grundversicherung (obligatorische Krankenkasse) bildet einen Graubereich. Die diesbezügliche Rechtslage ist unklar. Kaiserschnitte sind teurer als normale Geburten. Im Rahmen der Grundversicherung wären die Krankenkassen prinzipiell nur dann in der Leistungspflicht, wenn der Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen notwendig ist. In der gängigen Praxis werden jedoch die allermeisten Kaiserschnitte - darunter auch viele Wunschkaiserschnitte - von den Grundversicherungen bezahlt. Falls Sie lediglich grundversichert sind und einen Wunschkaiserschnitt möchten, empfehlen wir Ihnen, die Finanzierung sorgfältig mit Ihrem Arzt zu besprechen, um nicht mit zusätzlichen Kosten belastet zu werden.

Wenn Sie für die Geburt (ob mit Kaiserschnitt oder nicht) ein ausserkantonales Spital wählen möchten, so beachten Sie bitte zudem unsere Ausführungen hinsichtlich Spital-Freizügigkeit.


Diese Seite haben wir am 02.11.2022 letztmals aktualisiert.