Herz-OPs am Universitätsspital Zürich (USZ) - Mortalität

Mortalitätsmessungen der letzten 10 Jahre im Vergleich

In den letzten Wochen wurde in der Presse viel über das Universitätsspital Zürich und über zu hohe Mortalitätsraten bei Herzoperationen berichtet. Die Artikel - wie z.B. dieser der NZZ - basieren zum Teil auf «mysteriösen Berichten» und suchen die Ursache bei Prof. Francesco Maisano, der schon vor Jahren in die Kritik geraten war.

Ein nüchterner Blick auf die Mortalitätszahlen zeigt, dass Vorwürfe wie «zehn- bis 15-mal höhere» Todesfallraten nicht belegbar sind. Die Messungen des BAG machen jedoch klar, dass im USZ die Sterblichkeit im kardialen Bereich erhöht war - bis zu doppelt so hoch wie erwartet. Und: Die erhöhte Mortalität ist auch über die Wirkungsdauer von Maisano im USZ hinaus nachweisbar.

Methodik und Quellen

Vergleiche der Sterblichkeit zwischen verschiedenen Spitälern werden mit risikoadjustierten Sterberaten (Standardized Mortality Ratio, SMR) gemessen. Diese SMR erhält man, indem man die beobachteten Todesfälle durch die Anzahl der erwarteten Todesfälle dividiert. Ein Beispiel: Für eine bestimmte Operation (z.B. Herzklappenersatz) werden in einem bestimmten Spital (z.B. USZ) statistisch 6 Todesfälle pro Jahr erwartet. Treten in diesem Jahr tatsächlich die erwarteten 6 Todesfälle auf, so ergibt 6 / 6 eine SMR von 1. Treten hingegen tatsächlich 12 Todesfälle auf, so beträgt die SMR 2. Die Anzahl der erwarteten Todesfälle wird nach Geschlecht und Alter risikoadjustiert. Somit sind Spitäler, die z.B. vermehrt ältere PatientInnen behandeln, bei der Messung nicht benachteiligt. Diese Art der Risikoadjustierung wurde teilweise als unzureichend kritisiert. Im Folgenden werden deshalb auch die Werte der anderen vier Schweizer Universitätsspitäler dargestellt. Es ist wenig plausibel, dass das USZ methodischen Verzerrungen unterliegt, die nicht auch die anderen Universitätsspitäler betreffen.

Da die Aufbereitung der Daten der Spitalstatistik auf gesamtschweizerischer Ebene viel Zeit in Anspruch nimmt, stammt der aktuell letzte verfügbare Datensatz aus dem Jahr 2022.

Die Originalpublikationen des BAG sind hier zu finden.

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Sterblichkeit bei Herzinfarkt im USZ

Die Sterblichkeit bei Herzinfarkt am USZ war in den letzten 10 Jahren erhöht (d.h. SMR deutlich grösser als 1) und auch höher als in den anderen Universitätsspitälern. Nur im Jahr 2015 hatte das USZ nicht den höchsten Wert. Besorgniserregend ist, dass die Mortalität auch im letzten verfügbaren Jahr 2022 nicht signifikant zurückgeht.

Sterblichkeit bei Herzinfarkt im USZ

Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz im USZ

Die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche) am USZ war in den letzten 10 Jahren überwiegend leicht erhöht und auch höher als in den anderen Unispitälern. Positiv ist jedoch, dass sich die Werte in den letzten beiden Beobachtungsjahren (2021 und 2022) normalisiert haben. Im Jahr 2021 wies das Unispital in Basel eine leicht höhere Sterberate bei Herzschwäche auf als das USZ.

Sterblichkeit bei Herzinsuffizien am USZ

Sterblichkeit bei Herzkatheter/Herzinfarkt im USZ

Auch die Sterblichkeit bei Herzkathteterbehandlungen war im USZ in den letzten 10 Jahren überwiegend erhöht und auch höher als in den anderen Unispitälern. Lediglich im Jahr 2020 erreichte das Unispital in Basel einen gleich hohen Wert wie das USZ. In den letzten beiden Messjahren ist beim USZ keine Abnahme zu beobachten.

Sterblichkeit bei Herzkatheter/Herzinfarkt im USZ

Sterblichkeit bei Herzklappenersatz im USZ

Der Ersatz von Herzklappen kann durch eine offene Operation, bei der der Brustkorb geöffnet wird, oder minimal invasiv erfolgen. Der Vergleich der SMR des USZ bei offenen Herzklappenoperationen zeigt einen sehr deutlichen Anstieg in den Jahren 2016 und 2017. Im Jahr 2020 sind die Werte des USZ jedoch sehr gut und in den Jahren 2021 und 2022 zumindest nicht schlechter als in den meisten anderen Universitätsspitälern.

Sterblichkeit bei offenem Herzklappenersatz im USZ

Beim minimalinvasiven Herzklappenersatz wies das USZ in den letzten Jahren im Vergleich zu den anderen Universitätsspitälern mehrmals die höchste SMR auf. Seit 2020 liegt das Spital jedoch erfreulicherweise sehr nahe am Erwartungswert.

Sterblichkeit bei minimalinvasiven Herzklappenersatz im USZ

Fazit

Das USZ weist bei verschiedenen Herzinterventionen erhöhte Mortalitätsraten (SMR > 1) auf. Die Zahlen sind jedoch nicht so dramatisch, wie es die in den Medien zitierten «mysteriösen Berichte» suggerieren. Klar ist aber, dass das Problem nicht auf die Wirkungszeit von Prof. F. Maisano beschränkt ist. Die Schuld alleine bei einem ehemaligen Klinikdirektor zu suchen, ist zu einfach.

Das USZ muss die Ursachen breiter analysieren und vor allem nachweisen, dass es im Herz-Bereich nachhaltige Verbesserungen zu erzielen vermag.


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Diese Seite haben wir am 22.07.2024 letztmals aktualisiert.